Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Als ich das erste Mal Raumschiff Orion sah, war für mich sofort klar, daß ich auch so eine tolle Frisur haben wollte.  Ich war neun Jahre alt, und hatte endlich einmal nicht die gleiche Haarlänge wie meine Brüder. Meine Haare reichten endlich bis über die Ohren. Viel lieber noch hätte ich sie gerne so lang haben wollen, das sie zu zwei Zöpfen geflochten und als "Affenschaukeln"  zusammengebunden werden könnten. Wahrscheinlich habe ich diesen Wunsch nie geäußert, und so ging unsere Mutter mit uns ein paar Mal im Jahr zum einzigen Frisör im Ort und ließ uns allen den gleichen Schnitt verpassen.

Jetzt stand ich endlos lange vor dem Spiegel und versuchte meine Haare vor den Ohren auch in so akurate Kurven zu legen. Immer und immer wieder zwirbelte ich sie zwischen meinen Fingern, aber selbst mit viel Spucke hielt es höchstens ein paar Minuten. Wehmütig schaute ich im Spiegel zu, wie mein nasser, mühsam gelegter Haarkringel langsam wieder seine Ursprungsform annahm.

Dann hatte ich die zündende Idee. Aus der Schreibtischschublade meines Vaters holte ich eine Tube Alleskleber. Aufgeschraubt und einige Tropfen zwischen Daumen und Zeigefinger gedrückt, und jetzt anstatt Spucke damit die Strähnen geformt. Es hielt. Stolz betrachtete ich mich. Täuschend ähnlich sah ich nun der blonden Raumschiffkommandantin.

Leider klebten nicht nur die Haare zusammen, sondern das ganze auch noch an meiner Haut. Ich weiß nicht, ob ich den Spruch kannte "wer schön sein will muß leiden", aber ich hätte ihn damals erfinden können.