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Internatszeit-das zweite Jahr

Ich erinnere mich nicht mehr, von wem die Iniative ausging, meine Mittlere Reife in einem Internat zu erlangen. Ich weiß nur, daß ich trotz meiner 15 Jahre die Hanni und Nanni Bücher als reale Vorlage für meine Zeit dort vorraussetzte.

Nun, die Realität war dann etwas anders, aber ich genoß diese beiden Jahre trotzdem. Durch meine Fähigkeit, mich anzupassen und auch in unangenehmen Situationen das Positive in Erinnerung zu behalten, sind mir schon die Aufenthalte im Kinderheim auf Spiekeroog als glückliche Zeiten im Gedächtnis geblieben.

Als Unterichtsfächer hatten wir unter anderem auch Ernährungslehre, Nähen oder Werkstofflehre. In diesem Fach lernten wir z.B. wie Bügeleisen oder Waschmaschinen aufgebaut sind und funktionieren. Ich fand das sehr spannend, und es war soweit weg von den üblichen Schulfächern.

Im Unterkurs hatten wir grundsätzlich Dreibettzimmer. Im Oberkurs waren  meine beiden Mitbewohnerinnen und ich die einzigen die sich auch weiterhin das gemeinsame Zimmer teilten. Während ich zu einer der beiden nach Beendigung der Schule keinen Kontakt mehr hatte, blieb Franziska meine beste Freundin. Wir begannen zusammen die Ausbildung zur Krankenschwester und nahmen gemeinsam die erste eigene Wohnung als ich 18 Jahre wurde.

Wir waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen der aus weiten Teilen von Deutschland kam. Zu den Mahlzeiten trafen wir uns alle gemeinsam, ansonsten hatten die beiden Kurse wenig Kontakt.

Eine andere Gruppenbildung ergab sich daraus, ob man Raucherin oder Nichtraucherin war. Ich hatte (leider) schon als Dreizehnjährige meine ersten Rauchversuche angefangen und war zur Internatszeit schon ziemlich Nikotinabhängig. So gehörte ich zu den Mitinitiatorinnen für ein Raucherzimmer. Dort durften wir uns- mit schriftlicher Einwilligung unserer Eltern- nach dem Mittag-und Abendessen je eine halbe Stunde aufhalten. In der übrigen Freizeit gingen wir zum Rauchen in die Nachbarsiedlung "Im Gries" und pafften dort in der Nähe des Spielplatzes. Auf dem Weg dorthin lag noch ein kleiner Supermarkt. Was ich von meinem extra für das Internat erhöhte Taschengeld von 15,- DM/Monat nicht für Zigaretten ausgab, setzte ich dort in Süßigkeiten um. Zu den deutlich sichtbaren Auswirkungen der üppigen Mahlzeiten kamen so noch ein paar Extrapfunde.

 

Was ist mir besonders in Erinnerung geblieben von diesem Richtungswechsel?

Meine Fähigkeit, unter den verschiedensten Bedienungen zu schlafen. Meine wunderschöne leuchtende dänische Bettwäsche, die nur für mich gekauft wurde und die ich noch mindestens 10 Jahre benutzte.

Meine Methode früh mit dem Lernen anzufangen um spätestens am Tag vor der Klausur  fertig zu sein. Ich konnte dann in Seelenruhe Süßkram essend und Roman lesend von meinem Bett aus zuschauen, wie die anderen beiden am Abend vorher versuchten, sich den Stoff in den Kopp zu kloppen.

Meine fast bis heute andauernde Freundschaft zu Franziska, mit der ich viele "erste Male" teilte.

Wie stolz waren wir auf unsere Schlaghosen!
Wie stolz waren wir auf unsere Schlaghosen!

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